Klangökologie

Mit Klang die Welt ergründen

Ein Thema, das uns schon lange beschäftigt und zunehmend beeinflusst, ist dasjenige der Klangökologie. Als Audio Designer:innen versuchen wir, uns nicht nur selbst mittels Klang unserer Welt anzunähern, sondern im Allgemeinen den Menschen mit Hilfe von Klang die Welt, in der wir leben, näher zu bringen. Es ist unsere Form von Aktivismus, durch das Medium Klang auf den Zustand der Welt hinzuweisen.

So konnten wir über die Jahre an unzähligen Projekten mitwirken, welche sich in unterschiedlichster Weise mit Klangökologie auseinandersetzen. Das Projekt '!Khwa ttu', für welches wir 2018 als Teil des San-Heritage Center in Kapstadt, Südafrika, den akustischen Lebensraum der San dokumentierten, oder etwa das Projekt 'Erde am Limit', welches wir 2020 für das Naturhistorische Museum Basel erarbeiteten und welches sich mit dem Einfluss des Menschen auf das Ökosystem der Erde befasste.

Jüngst konnte die Ausstellung 'echt wild' im Nationalparkzentrum Zernez erfolgreich eröffnet werden, für welche wir die Klangszenografie beisteuerten. Das Herzstück der Ausstellung ist der "Wildnis-Raum". Dessen Soundscape-Komposition zeigt verschiedene Szenen aus der Biosphäre des Nationalparks, erzählt von symbiotischen Beziehungen, von Naturgewalten und lässt die Besucher:innen in Perspektiven eintauchen, die in Natura nicht erlebbar sind.

Ein aktuelles, noch laufendes Projekt ist die Neugestaltung des Klangwegs Toggenburg, bei dem wir den gesamten Prozess aus sich der Klangszenografie betreuen und die neuen Klangkunst-Werke kuratieren. Auf diesem Wanderweg können Wanderer:innen eine Vielzahl von Klangkunstwerken verschiedener Künstler:innen entdecken. Diese sind in die Klangsphäre des umgebenden Ökosystems integriert und fungieren so als dessen Erweiterung und sensibilisieren die Besucher:innen auf Themem wie 'Lärmbelastung'.

Swiss Society of Acoustic Ecology (SSAE)

Seit einem Jahr veranstalten wir regelmäßig Listening Sessions, in welchen wir uns mit einer Gruppe von anderen Liebhaber:innen der akustischen Ökologie gemeinsam Fieldrecordings, Soundscape-Kompositionen und Klangkunst anhören und sie anschließend diskutieren. Anfang 2023 durften wir unsere Arbeit an der Konferenz des World Forum of Acoustic Ecology (WFAE) im ACA, Atlantic Centre for Arts, in Florida präsentieren. Die Konferenz konzentrierte sich auf akustische Ökologie. Kurz darauf mitbegründeten wir die SSAE (Swiss Society of Acoustic Ecology), eine Schweizer Schwestergesellschaft der WFAE, die das Ziel verfolgt, künstlerische, wissenschaftliche und gesellschaftliche Aktivitäten im Bereich der akustischen Ökologie in der Schweiz zu unterstützen. Der Fokus der SSAE liegt auf dem nationalen und internationalen Austausch zwischen Forschenden, Künstler:innen, Studierenden und anderen gesellschaftlichen Akteur:innen im Sinne einer grundlegenden Auseinandersetzung mit den Klanglandschaften im Alpenraum und weltweit.

Komplexität von Soundscapes

Klang ist komplex. Einige der außergewöhnlichsten Klangerlebnisse können nicht von Grund auf neu gestaltet werden, sie müssen an der Quelle eingefangen werden. Um die Authentizität kulturell bedeutsamer Klangumgebungen adäquat zu erfassen, bedarf es nicht nur des richtigen Ortes und Zeitpunkts, sondern auch der richtigen Methoden. 

Um bei der Übertragung einer Situation in den Ausstellungsraum die höchstmögliche Qualität zu erreichen, müssen verschiedenste Faktoren berücksichtig werden: Klingt die Soundscape zu jeder Tageszeit gleich? Haben unterschiedliche Positionen in einer Gegend einen unterschiedlichen Klang und braucht es deswegen unterschiedliche klangliche Perspektiven? Was geschieht ausserhalb unseres Hörbereichs (zB. Infra- und Ultraschall oder elektromagnetische Wellen), was klingt im Verborgenen (z.B. unter Wasser oder über Körperschall)? Diese und andere Gedanken erlauben es uns, alle Nuancen des Klangs und damit auch seine gesamte kulturelle Bedeutung in eine Ausstellung und zu den Besucher:innen zu bringen.

Wir haben an einer Reihe von Fieldrecording Projekten gearbeitet, bei denen wir unseren Ansatz zur Erreichung des Ziels demonstrieren können. Unter anderem für die Ausstellung Sounds of Silence (eine Ausstellung über Stille) oder more moor (eine Klanginstallation für das Festival Klang Moor Schopfe). Nachfolgend zwei Beispiele von Aufnahmen, die erste von dem Phänomen des singenden Eises und die zweite vom dem Phänomen der singenden Dünen.

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Unsere komplette 3D Aufnahmeausrüstung ist mietbar. Weitere Informationen dazu hier.